Die Entstehung der Aktivitäten des täglichen Lebens
Eine Reise durch die Entstehungsgeschichte und die Bedeutung heute
Sr. Liliane Juchli spricht auf der Kinaesthetics Fachtagung in Leipzig am 24.04.2015 über die Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL) und menschenwürdige Pflege.
Sr. Liliane Juchli ist eine der bedeutendsten Pflegepionierinnen im deutschsprachigen Raum. Mit dem nach ihr benannten Pflege-Lehrbuch und dem Modell der „Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL)“ hat sie die Pflegepraxis nachhaltig beeinflusst. Sie betont, dass sie die ATL als Bestandteil eines ganzheitlichen Pflegemodells versteht und dass Pflege nur professionell sein kann, wenn die Pflegende anerkennt: „Ich pflege als die, die ich bin“. Sr. Liliane gehört zu den ersten Autorinnen, die das Potential von Kinaesthetics (Kinästhetik) erkennt und in ihren Pflegebüchern darauf verweist. Schon 1992 bemerkt sie, dass in der entstehenden Gesundheitsindustrie die Gefahr besteht, die achtsame Begegnung mit dem Menschen aus dem Auge zu verlieren. Ihr engagiertes Auftreten ermutigt Pflegende dazu, immer wieder neu zu reflektieren: Wie gehe ich auf den Menschen zu? Was macht das menschliche Leben aus? Die achtsame Begegnung mit dem Menschen bildet die Basis einer professionellen Pflege.
Der Erlös des Films kommt der Sr. Liliane Juchli Bibliothek zu Gute.
Juchli, L. (2015). Die Entstehung der Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL). Eine Reise durch die Entstehungsgeschichte und die Bedeutung heute.
Siebnen: verlag lebensqualität, Siebnen. ISBN: 978-3-9523887-8-5
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Filmbesprechung
Ein Film, der Pflegegeschichte lebendig werden lässt - Geschichte und Bedeutung der ATL
Was ist die Bedeutung der Aktivitäten des täglichen Lebens? Wie ist dieses Pflegemodell entstanden? Und was ist seine Zukunft? Diesen Fragen hat sich Schwester Liliane Juchli an der Kinaesthetics-Fachtagung in Leipzig im Jahr 2014 gestellt. Nun ist diese Auseinandersetzung filmisch aufbereitet. Uta Bornschein hat den Film gesehen.
Wie das ganzheitliche Pflegemodell entstand. „Die ATL – Aktivitäten des täglichen Lebens – als Pflegemodell sind im deutschsprachigen Raum an meinen Namen gebunden, erfunden habe ich diese aber nicht.“ Mit diesem Satz beginnt Sr. Liliane Juchli ihren Vortrag zum Thema „Die ATL und meine eigene erlebte Pflegegeschichte“. Beginnend mit dem altgriechischen hippokratischen Modell über Modelle von Hildegard von Bingen, Florence Nightingale, Virginia Henderson und Nancy Roper entfaltet sie die historische Entwicklung des Pflegemodells der ATL. Und sie betont, dass die Erfahrung der eigenen Krankheit sie veranlasst hat, intensiv über das Menschenbild nachzudenken. Dadurch ist der ganzheitliche Ansatz entstanden, der den „Juchli“, wie Pflegende das erste deutschsprachige Pflegelehrbuch liebevoll benennen, ab der 4. Auflage geprägt hat.
Ein Stück Pflegegeschichte. Durch den Film wird ein Stück Pflegegeschichte miterlebbar. Die „Grande Dame“ der Pflege gibt Einblick in ihre persönliche Pflegegeschichte und deren historische Entwicklung über die Jahrzehnte. Im Gespräch mit Stefan Knobel erzählt sie Episoden aus der Pionierzeit. Zur Zeit ihrer Pflegeausbildung in den 50er-Jahren gab es dazu noch keine Literatur in deutscher Sprache, doch „der Mangel an theoretischen Grundlagen wurde … an unserer Schule auf höchst kreative Weise genutzt, indem wir Schülerinnen angehalten wurden, während des praktischen Einsatzes ein Pflegetagebuch zu schreiben“, erklärt sie und fügt hinzu: „Meine Faszination für alles, was mit Pflege zu tun hat, führte zu einem Sammelwerk.“ Den Weg von der losen Blättersammlung zum Pflegelehrbuch mit geschichtlichen Hintergründen schildert sie anschaulich. Noch vor dem Erscheinen der ersten Auflage ihres Buches im Thieme-Verlag seien Kolleginnen von Deutschland, die in der Ausbildung zur damals sogenannten Schulschwester waren, zum Praktikum in die Schweiz gekommen. Diesen hatte man geraten: „Wenn du in die Schweiz gehst, dann geh nach Zürich und hol dir Juchlis Manuskript, dann hast du die ganze Pflege.“
Ich pflege als die, die ich bin. Ein Sammelwerk von bewegenden Gedanken, Erlebnissen und Erkenntnissen scheint Sr. Liliane Juchli auch selbst zu sein. Es macht Freude, der inzwischen über 80-jährigen Pflegefachfrau zuzuhören. In ihrem 2. Vortrag geht sie auf die Bedeutung der ATL ein und erläutert diese an sechs Grundüberlegungen. Sie bekennt: „Ich pflege als die, die ich bin“, und nimmt Bezug auf den Pflegeprozess. Dabei betont sie, wie wichtig es sei, nicht nur das bestehende Problem selbst zu erheben, sondern auch die Bedeutung des Problems für den betreffenden Menschen. Hier wird ihre systemische Sichtweise deutlich. Die Lebendigkeit und Authentizität von Sr. Liliane Juchli selbst waren in all den Jahren wichtige Faktoren, die dem ATL-Modell zu seinem Erfolg mitverhalfen. Faszinierend ist an diesem Film, dass Sr. Liliane Juchli ebendiese Lebendigkeit und Authentizität auch in ihrem hohen Alter noch immer ausstrahlt. Der Film ist nicht nur für beruflich Pflegende eine Bereicherung, sondern für alle Menschen, die eine Ahnung davon bekommen wollen, was Pflege bedeutet. Insbesondere eignet er sich sehr gut zum vielfältigen Einsatz in der Aus- und Fortbildung von Pflegenden.